Haul
Geliebter Feind
Forne drehte sich sofort auf den Rücken, seine beiden Herzen rasten, die Pistole sprang wie von selbst in seine Pfote. Er zielte ins Innere während er versuchte seinen Schock unter Kontrolle zu bringen. Trotz seiner Befürchtungen hatte der Haul sich nicht bewegt, aber seine Augen waren offen, beobachteten Forne. «Doch nicht so tot, was?» Er stand auf. Gelbe Augen in einem grimmigen Gesicht folgten ihm. Wenn sie die Waffe in Fornes Pfote erkannten, dann ignorierten sie sie.
«Hilf mir.» Die Schnauze blieb still, aber die Worte kamen laut und klar.
«Was? Den Rest Fell auch noch abziehen?» knurrte Forne wütend. Die Idee diesem Haul ein paar von den Verbrechen seiner Kollegen heimzuzahlen war verlockend. 'Mach dich nicht lächerlich! Der Schmerz muss ihn jetzt schon wahnsinnig machen!'
«Warum?» rief er. «Warum macht ihr das? Ist das Universum zu klein für euch?»
Es kam keine Antwort. Forne hatte auch keine erwartet. Er kletterte zurück in die Kapsel, die Waffe bereit. Er sah zur Seite, merkte sich die Position der Camping-Ausrüstung, so dass er sie greifen konnte, ohne die Augen von der Bestie zu nehmen. Er hatte Gerüchte gehört, dass selbst halbtote Haul einen Rabit in Stücke reissen konnten. Forne hatte nicht vor dieses Schicksal zu teilen. Langsam griff er nach unten, packte etwas Seil.
General Rowarl hatte Mühe wach zu bleiben als der Rabit zurückkam. Er fragte sich, ob er seine Aufforderung ein drittes Mal wiederholen sollte. Der Pilot sagte etwas, aber seine Ohren, reduziert auf Krater auf seinem Schädel, konnten sie nicht verstehen, weil der Rabit weder seinen Helm öffnete noch die Lautsprecher seines Anzugs aktivierte. Die Verwirrung des Haul stieg, als der Rabit etwas Seil holte und seine Arme und Beine an solide Griffen festband.
'Macht keinen Sinn ... ausser ...' Da war dieser Verdacht, der ihn überhaupt erst hergebracht hatte. Vor Monaten hatte man ihm erzählt, dass die Rabit ihre Flugkünste mit den besten Haul messen wollten. Die Haul, immer auf der Suche nach einer Herausforderung, hatten sofort zugestimmt. Doch beim ersten Wettkampf waren viele Rabit in ihrem einfachen Jägern gestorben, zerfetzt von Trümmern oder plötzlichen Explosionen in den Systemen ihrer Schiffe. Die Haul waren besorgt gewesen, aber John Dexter von der Rabit Botschaft auf Haul Prime hatte ihnen unter der Pfote versichert, dass man mit diesen Verlusten durchaus gerechnet hatte und es tatsächlich einen Segen für die Piloten darstellte zu endlich sterben.
Rowarl hatte ihm nie geglaubt. Ihm erzählten die Ereignisse eine ganz andere Geschichte aber er hatte keine Beweise. Also hatte er sich einen Plan zurechtgelegt und war schliesslich hergekommen, um bei einem Wettkampf als Schirmherr zu fungieren. Gerade als er beschlossen hatte diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen hatte sich die Explosion ereignet. Nun war er hier unten, mit genug Beweisen, um sicher zu sein, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte, aber er fürchtete es würde nicht genug für seinen Sohn sein, um diese Sache weiter zu verfolgen. Für ihn mochte das immer noch wie eine unglückliche Serie von Ereignissen sein, die aber letztlich keine Verbindung hatten. 'Ich brauche jemanden, dem das mehr am Herzen liegt.'
Die Rückkehr des Rabit riss ihn aus seinen Gedanken. Er hielt eine Packung mit Medizin vor seine Schnauze. Rowarl hatte Probleme seine Augen auf den Text zu fokussieren. «Nein,» schaffte er zu sagen. 'Ich sterbe,' realisierte Rowarl. Wenn er nicht sofort etwas unternahm, wäre es zu spät.
Also begann er weitere Anweisungen im permanenten Speicherbereich seines Implantats abzulegen. Er kodierte sie so, dass mindestens drei Mitglieder des Führungsstabes seines Hauses anwesend sein mussten, um es zu öffnen, damit er sicher sein konnte, dass sie nicht verloren gehen konnten, im unwahrscheinlichen Fall, dass selbst der Führungsstab bereits infiltriert sein sollte. Als der Rabit mit dem richtigen Spray für seine Wunde zurückkam, sagte er: «Ja.» Seine Augen wanderten zum Gesicht des Fremden. Er versuchte sich so viele Details wie möglich zu merken und speicherte das Bild mit den Anweisungen in seinem Implantat.
Das Medkit war einfach genug zu finden. Forne ging die Verpackungen durch, aber ihm war nicht klar, was er brauchte, um seinen Gefangenen am Leben zu halten. 'Ich bin vielleicht der erste Rabit, der einen Gefangenen nach Hause bringt!' Er konnte sich nicht zurückhalten und musste etwas tagträumen. 'Ich bin ein Held!' Er starrte auf die unbekannten Symbole. 'Falls ich herausfinden kann, was dieses Zeugs macht, wie man dieses ganze Ding zum Fliegen bringt und dann zu einem unserer Schiffe steuert, ohne unterwegs abgeschossen zu werden. Ha! Nichts einfacher als das.' Er reduzierte die Möglichkeiten schliesslich auf ein paar Sprühflaschen, da Pillen in diesem Fall wahrscheinlich nichts bringen würden. Während er überlegte, ob er sie einfach alle hintereinander probieren sollte, kam ihm die Idee sie einfach seinem Gefangenen unter die Schnauze zu halten.
'Wieder mal Glück gehabt,' dachte er sich als die Bestie wunschgemäss die Richtige identifizierte. Er sprühte den Inhalt grosszügig auf die Wunde. Die Kreatur rührte sich nicht, kämpfte nicht mal mit den Fesseln. 'Es stirbt. Ich muss mich beeilen.'
«Wie starte ich die Triebwerke?» fragte er.
Da war keine Antwort, doch die Augen folgten ihm überall hin. Forne spürte einen starken Drang dem Biest ins Gesicht zu schlagen. Nur die Tatsache, dass es davon wohl sterben würde, hielt ihn zurück.
«Gibt es hier Funk? Funk? Verstehst du? Funk? Sprechen? Sprechen nach Hause?»
«Ich verstehe nicht,» knurrte das Biest.
Zuerst dachte Forne, dass sein Gefangener ihn an den Ohren zieht, aber dann bemerkte er, dass die Lautsprecher seines Anzugs nicht aktiv waren. «Scheisse!» Forne fühlte sich dumm, dass er daran gedachte hatte, dass der Haul ihn in dem Anzug einfach nicht reden hören konnte. 'Ich war zu lange auf den Beinen. Muss vorsichtig sein, bevor ich tödliche Fehler mache.' Er schaltete die Lautsprecher an, wagte es aber nicht den Helm zu öffnen wegen dem Gestank, Bakterien oder was sonst sich hier als gefährlich herausstellen könnte. «Verstehst du mich?»
«Ja.»
«Super. Wie bekomme ich dieses Ding vom Boden? Fliegen? Verstehst du fliegen?»
«Ja. Ich habe es versucht. Die Rettungskapsel will nicht fliegen. Es gibt auch einen Fehler im Kommunikationssystem.»
Forne erinnerte sich nicht einen Schaden entdeckt zu haben, als er die Kapsel umrundet hatte. Da der Gefangene gesichert war, ging er raus und sah nochmal nach. Die Hülle was überall glatt, ohne jeden Hinweis auf einen Schaden. «Ich kann nichts finden,» schnappte er. «Es sieht gut aus.»
«Ja. Es sieht gut aus. Etwas ist kaputt. Ich habe es mehrmals versucht.»
«OK ... Funk? Verstehst du? Reden?»
«Ja. Hilfe ist unterwegs.»
Das klang nicht gut. Hilfe bedeutete vermutlich weitere Haul und Forne war in keinem Zustand zu kämpfen. Er dachte angestrengt nach, fand aber keinen Ausweg. 'Folter wird jemand mit solchen Wunden wohl nichts mehr ausmachen ... OK, beruhige dich. Ich muss mich nur irgendwo verstecken ... dann schleiche ich mich auf ihr Schiff, vielleicht klinke ich mich einfach irgendwo an der Hülle fest und lasse los, sobald wir die Atmosphäre verlassen haben. Ich habe noch ein paar Stunden Luft in meinem Anzug und um Weltraum sollte mein Funkgerät stark genug sein, um meine Freunde zu rufen.'
So gesehen waren seine Chancen gar nicht mal schlecht, aber da war etwas, dass er wissen musste. «Warum macht ihr das?» zischte er. «Ist der Weltraum nicht gross genug für Mörder wie euch? Warum könnt ihr uns nicht einfach in Ruhe lassen! Wir haben euch doch nichts getan! Aber ihr ... ihr ...»
«Ich verstehe nicht,» sagte die Stimme. Sie klang ziemlich natürlich. Forne wunderte sich woher sie wohl kommen mochte, wagte aber nicht den Helm abzunehmen und seine Ohren aufzustellen.
«Oh, du verstehst nicht?» knurrte der Rabit, dessen Emotionen durch seinen müden Verstand wüteten. «Du hast nur Glück, dass du schon so verletzt bist oder ich würde die ein bisschen Verständnis in deinen verdammten Schädel prügeln. Hast du eine ...»
Kleine gelbe Augen schlossen sich für immer.
Anmerkungen
Der Titel dieser Szene kommt natürlich von dem Film "Enemy Mine – Geliebter Feind" (1985). Ich mochte diesen Film wirklich aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich ihn als Titel für eine Szene verwendet habe. Ich denke, im Laufe der Geschichte wird klarer werden, was ich damit meine.